„Warum werden nur Tyrannen und Schleimer befördert?“

Denken und Selbstmarketing Narzissmus

Leser fragt, Hake antwortet.

Sehr geehrter Herr M. aus S., zunächst: es werden gelegentlich auch Tyranninnen und Schleimerinnen befördert und ab und zu auch andere Charaktere. Von einem absoluten „nur“ kann also nicht die Rede sein. Dennoch, Ihre Frage trifft mitten rein in den wunden Punkt: Wie kann es sein, dass wissenschaftliche Studien einerseits belegen, dass die Produktivität einer Führungskraft so gut wie nichts mit deren Persönlichkeitseigenschaften zu tun hat? Also zum Beispiel eine kluge, blümchenhaft schüchterne hochsensible Persönlichkeit wie Sie oder ich richtig effektiv führen kann. Und andererseits in der Realität, ebenfalls laut wissenschaftlichen Studien, Narzissten und Psychopathen in den Chefetagen überdurchschnittlich vertreten sind? Der Anteil dieser Charaktere ist in Machtpositionen drei bis viermal höher als in der Durchschnittsbevölkerung! Und genau dort wird durch diese, nur sich und niemand anderen und nichts anderes wichtig nehmenden, Gestalten nachweislich menschlicher, volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Schaden angerichtet.

Was läuft da schief?

Zum einen wollen diese Personengruppen, die sich durch Kälte und Egoismus charakterisieren, diese Machtpositionen unbedingt. Zum anderen hindert sie keiner daran, dorthin zu kommen. Denn sie entsprechen ja tatsächlich dem, eigentlich längst überholten, Klischee eines dominanten, narzisstisch gerne auch cholerischen, eitlen Dragoners (Tyrann) oder eines psychopathisch eloquenten, angstfrei entscheidenden Charmeurs (Schleimer). Wer bringt die Kraft auf, sich deren lauten Gebrüll oder den subtilen Manipulationen in den Weg zu stellen? Die Personalabteilung? Sie?

Warum glauben Sie, lieber Herr M. aus S., dass ich schreibe, rede und coache, um eher zurückhaltende Menschen zu inspirieren und zu stärken, sich in Führungspositionen zu wagen? Damit die Welt von integren, produktiven und friedliebenden Personen geführt wird.

Prof. Dr.med. Dipl.-Psych. Borwin Bandelow formulierte, zumindest für schüchterne Menschen, so: „Wenn Sie das deutliche Gefühl haben, dass Leute, die Ihnen nicht das Wasser reichen können, über Sie bestimmen oder sich besser durchsetzen können, sollten Sie all Ihre Raffinesse dransetzen, um die Ihnen zustehende Position zu erreichen. Der Klügere sollte nicht immer nachgeben – denn das würde konsequenterweise zur Weltherrschaft der Schwachköpfe führen.“

Was Sie von Narzissten und Psychopathen lernen können

Vorsuchen wir das einmal positiv zu sehen: Narzissten, die ja vor allem auf Bewunderung aus sind, achten auf ihr Äußeres, ziehen sich gut an und verschwenden (ebenso wie Psychopathen) keinen Gedanken daran, was „andere Leute über sie denken könnten“.  Schüchterne lassen sich von genau diesem verqueren Gedanken in Schach halten. Quälend und dabei völlig unnötig.

Woran Sie Narzissten erkennen

Tatsächlich erweist sich, laut einer wissenschaftlichen Studie, die Frage „Wie sehr stimmen Sie auf einer Skala von 1 bis 7 der Aussage zu: Ich bin ein Narzisst, also selbstbezogen, geltungsbedürftig und eitel?“ als sehr effektiv. Die Antwort, dann ein enthusiastisches 5, 6 oder 7!,  ist meist deckungsgleich mit dem Ergebnis eines Narzissmustestes für den 39 mehr Fragen beantwortet werden müssten. Diese Menschen finden sich ganz offen uneingeschränkt unverschämt toll, auch und gerade, wenn sie, wie wir es ja besser wissen, einfach nur voll Sch….. sind.

Ist das nicht genau die Erlaubnis, auf die Sie gewartet haben? Sich einfach nicht länger selber fertig zu machen, sondern, nicht mit einer übertrieben narzisstischen, doch mit einer realistischen positiven Selbsteinschätzung zu beginnen? In der Hierarchie aufzusteigen. Eine passendere Position zu finden. Oder richtig gut auszusteigen. Auf jeden Fall: selber in Führung zu gehen.

Danke für Ihren Einsatz. Die Welt braucht Sie. Betriebswirtschaftlich, volkswirtschaftlich und menschlich.

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Susanne Hake

Master of Fine Arts, 

Entspannter-leistungsfähig-Coachin, Kommunikationsberaterin.

Mit Wissen und Erfahrung von Medien/Kommunikation einerseits und Körperpsychotherapie/Osteopathie andererseits, biete ich lösungsfokussiertes Coaching.

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Foto: dpa.com/Silas.Stein

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